Hörbeispiel eines modernen Klaviers aus japanischer Produktion: Kawai, Modell CS-21

Wenn man sich die bisher auf dieser Seite veröffentlichten Hörbeispiele aus der Region Hof genauer ansieht, könnte man auf den Gedanken kommen: Stimmt Praeludio nur ältere Klaviere und ausschließlich deutsche Fabrikate?

Nein, natürlich nicht. Die Klavierstimmerei Praeludio® hat aufgrund meiner 10-jährigen Trainingszeit in einem Klavierlager sowie als ein von Händlern und Herstellern unabhängiger Klavierservice mit überregionalem Einzugsbereich einen außergewöhnlich umfassenden Einblick in den Klavierbau. Die von mir gestimmten Klaviere umfassen eine Altersspanne von fabrikneu bis zu dem sensationellen Alter von 160 Jahren.

Und selbstverständlich sind dabei Pianos aus zahlreichen Ländern. Vom Zeitpunkt der Erfindung des Hammerklaviers 1709 bis Ende des 20. Jahrhunderts war Zentraleuropa und vor allem Deutschland das Zentrum der Klavierproduktion für den Weltmarkt. Doch die deutschen Klavierbauer sind schon lange in Gewohnheit erstarrt. Inzwischen werden mit Abstand die meisten Klaviere in Asien, also in Japan, Indonesien, Korea und natürlich in China gebaut. Dort sind auch die Zukunftsmärkte für das akustische Klavier. Von Europa und USA spricht man in der Branche von gesättigten Märkten. Das heißt, in Europa soll es 8 Millionen, in USA 10 Millionen Klaviere geben, die eine im Vergleich zu anderen Branchen geradezu traumhafte Produkt-Lebensdauer haben. Daher kennen die verbliebenen Klavierhersteller aus Deutschland nur noch eine Richtung: Den Märkten hinterher und somit auf nach China! Für die eigene Kultur oder gar die Musik haben diese Leute keinerlei Geist.

Wer einem Trend hinterher läuft, ist ganz offensichtlich nicht der Trendsetter. Das Marketing bietet bekanntlich eine Vielzahl an Möglichkeiten. Zum Beispiel könnte man das Produkt weiterentwickeln. Doch das würde voraussetzen, dass man grundsätzlich an Entwicklung interessiert ist. Einfacher scheint es zu sein, das Segel nach dem Wind auszurichten. Bei dem Verzicht auf die Entfaltung der eigenen Möglichkeiten bleiben quasi in der Nebenwirkung zahlreiche wichtige Errungenschaften auf der Strecke:

  • Zum einen geht uns ein kultureller Schatz verloren.
  • Und zum anderen waren die Klavierbauer bis circa Ende 1800 äußerst kreative Geister.

Kreativität brauchen wir heute und in Zukunft dringender als jemals zuvor, um all die negativen Folgen des Industriezeitalters zumindest in der Dramatik reduzieren zu können. Wir hätten also gute Gründe, alles zu tun, um das kreative Potenzial zu entwickeln und zu fördern. Doch die beobachtbaren Initiativen haben weniger Strahlkraft, als all die negative Energie, die sich aktuell in der Welt auch ohne das Internet in rasantem Tempo ausbreitet. Für einen Hersteller von Musikinstrumenten würde das zum Beispiel bedeuten, dass man sich um die Entwicklung der Musik bemühen müsste. Doch von einem derartigen Engagement, das über das Sponsoring von Konzerten als eine besondere Werbebühne hinaus geht, sind unsere Klavierhersteller weit entfernt. Yamaha, der breit aufgestellte Konzern aus Japan, mittlerweile unbestreitbar der Weltmarktführer im akustischen Klavierbau, ist im Vergleich dazu ein regelrechter Leuchtturm. Denn Yamaha unterhält nicht nur weltweit Klavierschulen, sondern hat sogar eine eigene Klavierpädagogik entwickelt, die interessanterweise darauf abzielt, Komponieren und Improvisieren zu lernen.

Kawai Klavier Modell CS-21 offen

In den Hörbeispielen auf dieser Seite geht es um ein Klavier des kleinen Bruders von Yamaha, dem japanischen Unternehmen Kawai. Sowohl Kawai als auch Yamaha haben längst das Stadium verlassen, in dem sie durch Kopieren gelernt haben. Beide Unternehmen bemühen sich aktiv um die Entwicklung der neuen Kategorie im Klavierbau, dem Hybrid-Piano. Somit muss man diesen Unternehmen neidlos die hochwertige Auszeichnung der innovativen Klavierhersteller zugestehen. Die Welt hat sich auch im Klavierbau schon längst komplett gedreht. Heute kopieren deutsche Firmen wie Bechstein die Idee des Silent Pianos als dem ersten erfolgreichen Hybrid-Piano über 20 Jahre nach der Markteinführung durch Yamaha! Den deutschen Klavierproduzenten darf man vorwerfen, dass sie das Bemühen um die Marktführung schon lange aufgegeben haben. Der Gipfel dieses negativen Trends ist der Selbstverkauf der angeblichen Premiummarke Wilhelm Schimmel aus Braunschweig Anfang 2016 an den größten chinesischen Klavierhersteller Pearl River aus Guangzhou. Weder Yamaha noch Kawai streben einen Verkauf an. Vor allem Yamaha steht schon lange auf der Seite der Investoren. Unter anderem gehört den Japanern seit 2007 die Topmarke Bösendorfer genauso wie der ursprünglich deutsche Musiksoftwarehersteller Steinberg, das vollständig Steinberg Media Technologies heißt. Im folgenden stelle ich Ihnen ein Klavier der Marke Kawai vor:

Kawai 437 Hertz verstimmt Kawai 440 Hertz gestimmt

Die Verstimmung des Modell CS-21 von Kawai ist nicht sehr stark. Das ist insofern bemerkenswert, da die letzte Stimmung über 20 Jahre zurücklag! Die Tonhöhe war nur um 3 Hertz auf 437 Hertz gesunken, falls das Klavier damals auf 440 Hertz gestimmt worden war. Das heißt, die Stimmhaltung ist bemerkenswert!

Kawai Klavier Modell CS-21 offen schräg fotografiert

Da der Klavierbesitzer vor einigen Jahren aus seiner Leidenschaft des Singens seinen neuen Beruf gemacht hat, war es für ihn wichtig, dass das Klavier auf 440 Hertz gestimmt wird. Wir besprachen vorher, dass die Differenz zwar gering ist, aber ein zur allgemein üblichen Tonhöhe identischer Kammerton im Zusammenspiel mit anderen Instrumenten sowie für einen Sänger zur Gewöhnung an die Spannung der Stimmbänder ausschlaggebend ist. Grundsätzlich ist das Höherstimmen für die Klavierstimmerei Praeludio® kein Problem. Diese Leistung biete ich zum doppelten Festpreis innerhalb eines Termins an. Was ein doppelter Festpreis ist? Nun, das Vorstimmen gibt es zum Festpreis von 25.- Euro. Und auch die Endstimmung bekommen Sie zum Festpreis von 90.- Euro. Die Endstimmung inklusive der Vorstimmung zu einem festen Endpreis durchgeführt innerhalb eines Termins ist ein wesentlicher Leistungsunterschied zu meinen Mitbewerbern, die entweder das Thema vermeiden, indem sich gar nicht nach der Wunschtonhöhe erkundigen, oder die für das Höherstimmen mehrere Termine benötigen, und diese jeweils als Einzelstimmungen abrechnen. So kann sich das Höherstimmen über mehrere Wochen oder sogar Monate hinziehen. Für Klavierbesitzer ist das ein unbefriedigender, nervenaufreibender und letztendlich hinsichtlich der tatsächlichen Endkosten ein äußerst anspannender Vorgang, den jeder liebend gerne vermeiden möchte.

Vergleicht man Lage für Lage die Verstimmung mit der Endstimmung so fallen die präzise gestimmten und somit ruhiger wirkenden Einzeltöne auf. Damit verbunden sind exaktere Intervalle und der erwünscht hohe Grad der ganzheitlichen Stimmung über den für ein Musikinstrument außergewöhnlichen Tonraum von über 7 Oktaven. Bei manchen Lagen fällt der Unterschied im Diskant deutlicher aus. Der Grund liegt darin, dass der Diskant am tiefsten abgesunken war oder aber vom letzten Stimmer weitgehend ohne die so genannte Spreizung gestimmt worden ist. Die Spreizung ist eine Besonderheit der Klavierstimmung, die wesentlich für einen brillanter wirkenden Diskant verantwortlich ist.

Kawai Klavier Modell CS-21 Seriennummer 2177535

Das Klavier aus unserem Hörbeispiel hat eine Seriennummer über 2 Millionen. Das heißt, Kawai hat seit 1926 über 2 Millionen akustische Pianos gebaut. Der große Bruder Yamaha hat seit 1917 über 6 Millionen akustische Klaviere und Flügel produziert. Ein guter Klavierbauer aus Deutschland hat in dem gleichen Zeitraum 100.000 bis circa 300.000 dieser Tasteninstrumente hergestellt. Das heißt, die Massenproduktion hat sich strukturell verändert. Davon zeugt der Atlas der Pianonummern, in dem über 2.500 Klavierbauer aufgelistet sein sollen. Um 1900 gab es in Deutschland massenweise Klavierhersteller. In Japan waren es dagegen nur wenige Klavierproduzenten, die jedoch die Massenproduktion kultiviert haben, ohne den Bezug zur Musik zu verlieren. Das zeigt sich unter anderem darin, dass die beiden japanischen Unternehmen auch in der zeitgemäßen Musik gut aufgestellt sind. Mit dieser Kategorie der Musik haben die verbliebenen Hersteller aus Deutschland so gut wie nichts zu tun. Sie sind einzig auf den Markt der klassischen Klaviermusik ausgerichtet. Das lässt sich an den Werbeträgern der Firmen ablesen: Für Steinway ist der chinesische Pianist Lang Lang Werbeträger - aber vor allem der Türöffner für den chinesischen Markt. Für Yamaha ist der populäre Entertainer Elton John Werbeträger und Kultfigur!

nach oben nächste seite